Der DDH-M Landesverband NRW e. V. will mit seinem Projekt Lösungswege für die Defizite in der Versorgung pflegebedürftiger Diabetespatienten erarbeiten.

Die Projekt-Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Landesvorstand, weiteren Betroffenen, Fachkräften aus den diabetesberatenden Berufen, der Hochschule für Gesundheit Bochum, der Krankenhausgesellschaft sowie Vertretern von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, traf sich Ende Februar 2021 zu einer ersten Video-Sitzung. Als Teilnehmende ihrer gesundheitspolitischen Ausschüsse waren Angela Lück (SPD) und Merhad Mostifizadeh (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) zugegen. Der Prozess ist dynamisch. Noch ist auch die Projektgruppe nicht vollständig.

Ziel des Projektes ist es, für die Bereiche der ambulanten, stationären und in Heimen durchgeführten Pflege Lösungen zu finden für 

  • eine umfängliche Diabetes-Qualifikation von Pflegepersonal
  • eine flächendeckend ausreichende Ausstattung mit so fortgebildetem Pflegepersonal
  • mehr finanzielle Anreize (Honorierung) für die Diabetes Pflegefachkräfte
  • den individuellen Einsatz moderner Therapiemaßnahmen
  • eine Schaffung politisch notwendiger Rahmenbedingungen, bspw. zur Therapieanpassung durch Diabetes-Pflegefachkräfte

Zum Personenkreis der pflegenden Angehörigen wird der Landesverband ein gesondertes Projekt ins Leben rufen.

 

Erschreckende Daten

Moderatorin Nicole Mattig-Fabian (diabetesDE) trug einleitend Fakten (Datenlage 2018) vor, die bereits die personelle Schieflage im Pflegebereich verdeutlichen:

  • 630.000 pflegebedürftige Personen mit Diabetes
  • 420.000 davon durch die Angehörigen gepflegt
  • 230.000 mit ambulantem Pflegedienst versorgt
  • 210.000 in Seniorenheimen lebend
  • 250.000 fehlende Vollzeitpflegekräfte in der Versorgung
  • Über die Hälfte der Pflegekräfte insgesamt weiß nicht, was bei Unter- oder Überzuckerungen der Pflegebedürftigen zu tun ist.

Es fehlt jedoch entscheidend auch an monetären Anreizen und für die Therapieumsetzung wichtigen Regelmechanismen, die diabetesbezogene Qualifizierung von Fachkräften und vorhandene Therapiemethoden betreffend. Hierzu bedarf es notwendiger politischer Rahmenbedingungen bzw. gesetzlicher Vorgaben.

 

Grundlegende Unkenntnis

Nur wenige Pflegekräfte verfügen über Diabetes-Wissen. Eigenständige Therapieanpassungen sind laut gesetzlicher Vorgaben nicht möglich. Es bedarf stets einer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, was zeitlich problematisch sein kann. Nicht fortgebildete Kräfte kennen oft nicht den Unterschied von Typ-2- und Typ-1-Diabetes oder zwischen Über- und Unterzuckerung. Das kann für die Patienten gefährlich werden. Es werden zudem zunehmend Typ-1-Patienten, die es gewohnt sind, ihre Therapie eigenverantwortlich durchzuführen, pflegebedürftig und benötigen Hilfe bei ihrer Therapie. Diese Patienten hat niemand auf dem Schirm. Auch in den Gesundheitsausschüssen ist diese Problematik nicht angekommen. Hier geht es immer noch um das Thema Prävention und damit um gesunde Ernährung und Bewegung.

 

Bund- oder Ländersache?

Ein Problemfeld bei der Pflegethematik wird sicherlich auch die Zuständigkeitsebene sein. Pflege ist in der Regel Ländersache. Was Finanzierungsentscheidungen betrifft, werden diese auf Bundesebene gefällt.

Trotz dieser nicht leichten Konstellation bleibt der Landesverband am Ball. In der ersten Sitzung hat der Landesvorstand erst einmal die unterschiedlichen Erfahrungen und Meinungen zusammengetragen und erste Forderungen herausgearbeitet. Dies auch den politischen Vertretern gegenüber zu konkretisieren und mögliche Maßnahmen herauszuarbeiten, wird Aufgabe der nächsten Sitzungen sein. Die Projektgruppe wird sich fortlaufend – momentan noch digital – treffen. Wir werden Sie auch weiterhin darüber informieren. 

 

Positionspapier Diabetes und Pflege